Nachhaltigkeit

Aus BiopolymerWiki

Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip, bei dem die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt werden, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr befriedigen können.

Nach diesem Prinzip darf es nicht mehr verbraucht werden, als es

  • nachwächst
  • sich regeneriert
  • künftig wieder bereitgestellt werden kann

Nachhaltigkeitsprinzip berücksichtigt ökologische, ökonomische und soziale Aspekte. Anders formuliert wird unter Nachhaltigkeit eine Form des ökologischen und ökonomischen Handels verstanden, die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen vergleichbare Lebensbedingungen sichern soll.

Ökologische Nachhaltigkeit beschreibt den weitsichtigen und rücksichtsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Ökonomische Nachhaltigkeit beschreibt die Maximierung des ökonomischen Ertrags bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der benötigten Eingangsressourcen.

Soziale Nachhaltigkeit beschreibt die bewusste Organisation von sozialen und kulturellen Systemen.

Nachhaltigkeit von Biokunststoffen

Kein Material ist an sich pauschal nachhaltig oder nicht nachhaltig. Dies ist abhängig vom jeweiligen Produkt, seinem Einsatzgebiet und nicht zuletzt von seinem Entsorgungsweg. Auch Biokunststoffe sind nicht automatisch umweltfreundlich und nachhaltig, sie können aber unter dem Blinkwinkel der Knappheit fossiler Ressourcen und des Klimawandels eine nachhaltige Alternative zu erdölbasierten Kunststoffen darstellen. Bei der Nachhaltigkeits-bewertung von Biokunststoffen müssen ebenfalls die ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte betrachtet werden.

Ökologische Nachhaltigkeitsbewertung

Die ökologische Nachhaltigkeitsbewertung von Biokunststoffen erfolgt auf der Basis von Ökobilanzanalyse entlang des gesamten Produktlebenszyklus beginnend bei Biomasseherstellung bis zum Produktlebensende. Da die Einsatzmöglichkeiten von Biokunststoffen sehr vielfältig sind, können sich ihre Verarbeitung und Nutzungsdauer abhängig vom jeweiligen Produktart sehr stark variieren. Aus diesem Grund werden oft die Umweltauswirkungen für 1 kg Biokunststoff ausgerechnet. Dabei stehen im Fokus folgende Umweltwirkungsfaktoren:

  • Einfluss auf das Klima
  • Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen
  • Beitrag zur Bildung von Ozon
  • Beitrag zur Versauerung von Böden und Gewässern
  • Emissionen von Stoffen
  • Veränderungen des Nährstoffgleichgewichts in Boden und Wasser durch Überdüngung
  • Flächenverbrauch
  • Einfluss auf Biodiversität durch Flächennutzung

Nach dem aktuellen Wissensstand gibt es für die Biokunststoffe sowohl ökologische Vorteile als auch Nachteile. Die Vorteile liegen im Bereich der Wirkungsindikatoren Treibhausgaspotenzial und nicht erneuerbarer Energieverbrauch. Bei Betrachtung des Eutrophierungspotenzials und der Versauerung von Boden und Gewässern kann es dagegen zu größeren Belastungen kommen.

Der direkte ökologische Vergleich zwischen Biokunststoffen und erdölbasierten Kunststoffen aber auch zwischen unterschiedlichen Biokunststoffen untereinander auf kg-Basis ist aufgrund der unterschiedlichen technischen Eigenschaften und Produktanforderungen nicht immer möglich. Der exakte Vergleich auf Produktebene wird durch noch mangelnde Datenverfügbarkeit und nicht einheitliche Bewertungsmethoden erschwert.

Sozioökonomische Nachhaltigkeitsbewertung

Zur Bewertung der sozioökonomischen Nachhaltigkeit von Biokunststoffen wird auf die Methode LCWE (Life Cycle Working Environment) zurückgegriffen. Im Rahmen dieses Modells werden Veränderungen in der Biokunststoff-Wertschöpfungskette und deren Auswirkungen auf Umwelt, Kostenverteilung und Gesellschaft berücksichtigt. Hier werden die Arbeitsbedingungen, die Achtung der Menschenrechte sowie Gesundheit und Sicherheit als wichtige Aspekte untersucht. Weitere mögliche Indikatoren zur Betrachtung sozioökonomischer Nachhaltigkeitsaspekte von Biokunststoffen sind in der Tabelle 1 dargestellt.

Zurzeit ist die sozioökonomische Bewertung von Biokunststoffen problembehaftet, da es kaum verfügbare Studien zu sozialen Aspekten von Wertschöpfungsketten biobasierter Kunststoffen gibt. Des Weiteren sind soziale Indikatoren nicht immer quantifizierbar und sind zudem von kulturellen Rahmenbedingungen abhängig.


Soziale Aspekte Ökonomie
Gleichbehandlung Regionale Wertschöpfung
Meinungsfreiheit Energiekostensensitivität
Zwangsarbeit
Soziale Leistungen
Arbeitsschutz
Migration
Qualifikationsniveau
Sicherheit der Konsumenten

Tabelle 1: Indikatoren zur Betrachtung sozioökonomischer Nachhaltigkeitsaspekte von Biokunststoffen